Nach längerer Pause folgt hier nun die Etappe rund um Kaohsiung im Süden Taiwans.
Nach dem vierten Bericht ist es sehr ruhig geworden in diesem Blog. Das lag vor allem daran, dass ich viel unterwegs war, mich mit Freunden getroffen habe und schlicht und ergreifend andere Dinge zu tun hatte. Daher folgen jetzt, nachdem ich schon wieder zurück in Deutschland bin, nach und nach die verbleibenden Etappen meiner Reise.
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Wie bereits im letzten Teil erwähnt, fuhr ich von Taichung aus mit dem Schnellzug nach Kaohsiung. Die zweitgrößte Stadt Taiwans liegt im Süden der Insel und gefällt mir vor allem wegen der im Vergleich zu Taipei deutlich entspannteren Atmosphäre. Daher habe ich es dort eher ruhig angehen lassen, wenngleich natürlich auch die ein oder andere Bahnfahrt dabei war.
Nach der Ankunft in Kaohsiung habe ich den Abend zunächst sehr gemütlich in meinem Lieblingshotel, dem Kindness Hotel Zhongzheng, ausklingen lassen. Hier zieht es mich jedes Jahr wieder hin. Das liegt zum einen an der tollen Lage nahe des zentralen U-Bahnhofs Formosa Boulevard, zum anderen aber vor allem auch am hervorragenden Service. Mit kostenlosen Getränken, Eiscreme und Torte rund um die Uhr bin ich leicht zu ködern.
Am nächsten Tag fuhr ich zunächst per U-Bahn nach Sizihwan im Stadtteil Takao, um mir dort das Eisenbahnmuseum am früheren Bahnhof „Kaohsiung Port“ anzusehen. Die Gleise existieren zwar noch, aber für Güterzüge gibt es an diesem Ort schon lange keinen Bedarf mehr und daher wurde er 2008 stillgelegt.
In den nächsten Jahren soll das gesamte Gebiet überwiegend in ein Kultur- und Erholungsgebiet entwickelt werden. Bei meinem Besuch war es aber glücklicherweise zum großen Teil noch unberührt und etwas verwildert, so dass ich über die Gleise klettern und historische Züge ansehen konnte.
Vom Museum aus habe ich mich anschließend zu Fuß in der Mittagssonne auf den Weg zur früheren britischen Botschaft in Takao gemacht. Die liegt auf einem kleinen Berg und lohnt einen Ausflug – weniger wegen der Botschaft selbst, sondern vielmehr für die schöne Aussicht. Außerdem führt der kürzeste Weg dorthin durch einige kleine, alte Gassen, die mir deutlich besser gefallen als breite Touristenwege.
Oben angekommen bot sich mir nicht nur der Anblick eines Tempels, der gerade renoviert wurde, sondern mit Blick aufs Meer auch zwei leckgeschlagene Schiffe, die wohl von den diversen diesjährigen Taifunen dort abgelegt wurden.
Nach der kleinen Besichtigungstour ging’s zurück zur U-Bahn und damit weit in den Norden Kaohsiungs, zur Ciaotou Sugar Refinery. Die geschlossene Zuckerraffinerie habe ich mir vergangenes Jahr bereits angesehen und kann sie nur jedem empfehlen, der gerne mal eine alte, verlassene Fabrik für sich haben möchte.
Viel wichtiger war mir aber, dass direkt am U-Bahnhof der Laden Qiaotou Baozi liegt. Bislang habe ich noch nirgends auch nur annähernd so gute Baozi (gefüllte Teigtaschen) bekommen wie dort. Aber Vorsicht: Die Baozi sind groß, zwei davon genügen bereits, um mich völlig zu sättigen. Da kam mir der anschließende kleine Verdauungsspaziergang zum nahegelegenen Bahnhof Qiaotou gerade recht.
Die unterschiedliche Schreibweise von Ciaotou und Qiaotou stammt übrigens nicht von mir. Die U-Bahnhöfe verwenden einheitlich Ciaotou, während der normale Bahnhof wie auch die meisten örtlichen Läden, Stadtpläne usw. die Schreibweise Qiaotou bevorzugen.
Um mein Bahnprojekt etwas voranzubringen und weitere Stempel zu sammeln, fuhr ich mit dem Zug ein Stück zurück gen Süden, nämlich bis zum TRA-Bahnhof Zuoying (nicht zu verwechseln mit dem HSR-Bahnhof Zuoying, der nur für die Hochgeschwindigkeitszüge so heißt).
Der Bahnhof liegt nahe dem bei Touristen sehr beliebten Lotus Pond, der von diversen Tempeln umringt und normalerweise ein wunderbarer Ort der Erholung ist. Nur normalerweise, weil ich passend zum „Kaohsiung Zuoying Wannian Folklore Festival“ dort war. Während des Festivals ist das nordwestliche Ufer ein einziger langer Nachtmarkt mit tollem Essen, Spielen und natürlich auch Verkaufsständen für allerlei Brauch- und Unbrauchbares.
Am südöstlichen Ufer des Sees hingegen war eine große Bühne aufgebaut, auf der am Abend meines Besuchs eine ganze Reihe lokaler Tanzgruppen auftrat. Zugegebenermaßen war die teilweise traditionelle Kleidung in Verbindung mit leuchtenden und blinkenden LED-Elementen sowie elektronischer Musik etwas gewöhnungsbedürftig, aber trotz allem ein interessantes Erlebnis.
Zu später Stunde nahm ich schließlich noch einmal den Zug, diesmal vom Bahnhof Xinzuoying – das ist der, der zum HSR-Bahnhof Zuoying gehört – zurück zum Hauptbahnhof von Kaohsiung. Von dort ging es per U-Bahn zum Hotel.