Ungewöhnliche Erfahrungen und viel Reiserei

Meine Ankunft in Taiwan und die ersten Eindrücke aus Kaohsiung gibt’s im vorherigen Beitrag nachzulesen.

Die nächsten beiden Tage brachten mir spannende und ungewöhnliche Ausflüge nach Meinung und Nantou sowie ein Festival in Kaohsiung. Ein ziemlich volles Programm also.

Meinung

Am zweiten vollen Tag in Taiwan holte mich eine Freundin viel zu früh am Morgen (um 10:30 Uhr) am Hotel ab und machte mit mir einen Ausflug in den schönen Ort Meinung (oder alternativ Meinong). Das liegt ungefähr 45 Minuten Fahrzeit nordöstlich von Kaohsiung.
Meinung ist eine alte Hakka-Stadt. Bei den Hakka handelt es sich um eine chinesische Volksgruppe, die in vielen Ländern Asiens zu finden ist und ihre eigenen Bräuche und Traditionen pflegt.

Zunächst fuhren wir ins Meinung Folk Village, einem beliebten Ausflugsziel für Taiwaner, wie die diversen Reisebusse schon direkt zu Beginn deutlich zeigten. Hauptsächlich werden dort Spezialitäten der regionalen Küche sowie allerlei nützlicher und unnützer Plunder verkauft. Besonders Schmuck und Holz-Utensilien scheinen beliebt zu sein.

Nach der kleinen Besichtigung war es Zei für ein üppiges Mittagessen in einem Nudelrestaurant, das für seine besonders dicken, selbstgemachten Reisnudeln bekannt ist. Tatsächlich schmeckten die hervorragend, ebenso wie die beiden Gemüse-Beilagen, die eher die Größe eines Hauptgerichts hatten. Als Dessert versuchten wir uns obendrein noch an speziellem Tofu-Pudding mit Erdnusspulver.
Das Ganze kostete für zwei Personen zusammen nicht einmal 10€, war aber leider deutlich mehr, als wir schaffen konnten.

Zur Verdauung machten wir anschließend einen Abstecher zum Meinong Lake, einem großen See, der nebenbei eine tolle Aussicht auf die Berge bietet. Für uns galt das leider nur eingeschränkt, weil starker Regen die Sicht deutlich trübte.
Ein kleiner Pavillon im See beinhaltete zugleich eine kleine Geschichtslektion. In Stein gravierte Zeichnungen wiesen auf traditionelle Kindermärchen hin und die Stützbalken des Pavillons waren mit althergebrachten Weisheiten versehen.

A propos traditionell und althergebracht: Praktischerweise befindet sich direkt neben dem See die Papierschirm-Produktion von Guang Jin Sheng. Dort werden bereits seit Generationen weitgehend in Handarbeit die berühmten chinesischen Schirme hergestellt.

Der Inhaber erklärte bereitwillig alle möglichen Details und zeigte uns einige tolle Exemplare, darunter einen 50 Jahre alten Schirm, der ursprünglich mal weiß war und durch das Alter eine tolle braune Farbe bekommen hat.
Außerdem standen auf einer Sitzbank Bestellungen von der taiwanischen Regierung, die als Geschenk bei einem Treffen mit Vertretern Österreichs vorgesehen sind. Mein Angebot, die Schirme persönlich dorthin zu bringen, wurde leider abgelehnt. Womöglich wäre auf dem Weg auch der ein oder andere verschwunden und hätte stattdessen meine Wohnung dekoriert.

Der Höhepunkt des Ausflugs folgte allerdings erst ganz am Ende. In einem Teehaus, einer tollen kleinen Bambus-Hütte, durfte ich mich an der Herstellung von Lei Cha versuchen. Das ist ein ganz besonderer Hakka-Tee, bei dem Matcha mit zermahlenen Erdnüssen, weißem und schwarzem Sesam sowie getrockneten Beeren gemischt wird.
Der Matcha selbst war in meinem Fall zwar schon fertig vorbereitet, aber Erdnüsse und Sesam musste ich selbst zerkleinern, bis das Öl herauskam. Anschließend musste die Erdnuss-Sesam-Paste mit dem Matcha gemischt und nach Zugabe der Beeren noch einmal gemahlen werden, bis die Beeren deutlich kleiner waren.
Pro Tasse vermischten wir ungefähr zwei Löffel des so hergestellten Tees mit Wasser, bis Konsistenz und Süße unseren Geschmack trafen. Zusätzlich wurden kleine Puffreis-Kügelchen eingerührt. Sehr lecker!

Kaohsiung Zuoying Wannian Folklore Festival

Nach der Meinung-Tour kamen wir gerade rechtzeitig wieder in Kaohsiung an, um uns das Kaohsiung Zuoying Wannian Folklore Festival (oder kurz: Wannian-Festival) anzusehen. Das Festival, das rund um den Lotus Pond stattfindet, habe ich letztes Jahr schon besucht.
Die eine Seite des Sees verwandelt sich während der einwöchigen Feierlichkeiten in einen riesigen Nachtmarkt, der zum Glück nicht sehr touristisch ist und dadurch eine unglaubliche Menge unterschiedlicher Speisen bietet. Natürlich haben wir hier kräftig zugeschlagen und einfach im Vorbeigehen gekauft, worauf wir gerade Appetit hatten.

Auf der anderen Seite vom Lotus Pond war eine Bühne mit leider nur sehr wenigen überdachten Sitzplätzen aufgebaut. Noch dazu war ein Großteil der Stühle für Ehrengäste reserviert, so dass der Pöbel im strömenden Regen stehen musste.
Präsentiert wurden unterschiedliche Tänze, die etwas seltsam waren, aber bisweilen auch ganz unterhaltsam. Zusätzlich versuchte anfangs ein Sänger zu wummernden Beats, das Publikum in Stimmung zu bringen, scheiterte damit jedoch auf ganzer Linie.
Da schon der letzte Tag des Festivals war, fand als Höhepunkt eine Parade statt, bei der zu elektronischer Musik verschiedene Tempel der Stadt ihren jeweiligen (Haupt-)Gott ehrten. Den Abschluss der Parade bildete der Feuer-Löwe, das Mottotier des Festivals. Was genau es damit auf sich hat, weiß ich zwar nicht, aber immerhin machte die riesige, beleuchtete Figur direkt vor mir halt und ließ sich bereitwillig fotografieren. Soweit ich es mitbekommen habe, sollte er am Ende der Veranstaltung verbrannt werden. So lange habe ich es aber im Regen nicht durchgehalten.

Nantou

Am nächsten Morgen machte ich mich zusammen mit einer weiteren Freundin auf dem Weg in die Berge Nantous im Zentrum Taiwans. Nantou ist vor allem bekannt für den Sun Moon Lake oder Sonne-Mond-See, für uns ging es aber in ein kleines Eingeborenen-Dorf zu einer Schule. Besagte Freundin ist an einem Projekt beteiligt, das die Englischkenntnisse in den abgelegenen Bergdörfern steigern soll.
Nach dreieinhalbstündiger Fahrt kamen wir pünktlich zum Unterrichtsbeginn um 13:30 Uhr im Bezirk Xinyi an der Luona Elementary School an. Die übrigen Projektmitglieder aus unterschiedlichsten Regionen Taiwans erwarteten uns bereits.
Alle Schüler, die für den Englischunterricht aus verschiedenen Schulen der Gegend zusammenkamen, gehören den Bunun an, die nicht in einer einzigen Gemeinschaft, sondern sehr verteilt in den Bergen Taiwans leben.
Ich durfte direkt mit in eine Klasse von 12- bis 13-jährigen Kindern und wurde dort mehr oder weniger auf Englisch ausgefragt. Tatsächlich wurden nur wenige Fragen auf Englisch gestellt, meist übersetzte die Lehrerin für mich. Insofern ging es für die Kinder vermutlich vor allem darum, meine Antworten zu verstehen.
Nach der Unterrichtsstunde durfte ich noch etwas im Büro der Schulleiterin essen, da für das Mittagessen zuvor keine Zeit war. Interessanterweise stellte sich die Schulleiterin mir mit ihrem Vornamen vor, während eigentlich wohl die förmliche Anrede als „Principal“ üblich ist. Die übrigen Projektteilnehmer kannten vorher nicht einmal ihren Namen. Da hab ich wohl mal wieder alle formellen Gepflogenheiten zunichte gemacht.
Fotos aus der Schule gibt es nicht, da ich dort nicht einfach mit der Kamera loslegen wollte.

Die Nacht verbrachten wir im Nachbarort Tongfu. Dort bekamen wir eine Hütte von einem der Bunun-Mitglieder aufgrund der Unterstützung in der Schule zu einem sehr günstigen Preis. Außerdem wurden wir am Abend auch noch ins örtliche Café eingeladen und mit Getränken sowie kleinen Snacks versorgt. Bei der Gelegenheit ergaben sich einige interessante Gespräche über das Leben und auch die Geschichte der Bunun.

Am Folgetag fuhren wir wieder zurück nach Kaohsiung, wo ich direkt den Bus weiter in Richtung Kenting an der Südspitze Taiwans nahm. Dazu aber beim nächsten Mal mehr.

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